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Wirkt sich die Präsidentschaft Trumps auf den europäischen Fahrzeugmarkt aus?

Jun 25, 2018

Seit seinem Amtsantritt vor 18 Monaten hat Donald Trump seinen Angriff auf den Handel mit Europa verstärkt. Nach Strafzöllen auf Stahl (+25 %) und Aluminium (+10 %) aus Europa zieht er tatsächlich in Betracht, 2,5 % bis 20 oder sogar 25 % Zoll auf nicht amerikanische Fahrzeuge zu erheben.

Angesichts der Vorgehensweise der Trump-Administration hat Europa kürzlich entschieden, sich zu wehren. Zunächst einmal durch das Einreichen einer Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WTO). Dann, indem im Gegenzug Zölle (25 % in den meisten Fällen) auf den Import bestimmter US-Produkte erhoben wurden, unter anderem Fahrzeuge, für die aktuell 10 % anfallen.


Zahlen, die für sich sprechen

Die folgende Statistik stammt von Invest Securities: 2017 exportierten die Amerikaner fast zwei Millionen Fahrzeuge im Wert von 57 Mrd. Dollar. Gleichzeitig importierten sie 8,3 Mio. Fahrzeuge (Wert 192 Mrd. Dollar), von denen über 6,8 Mio. aus vier Ländern stammen: Mexiko (2,4 Mio.), Kanada (1,8 Mio.), Japan (1,7 Mio.) und Südkorea (0,9 Mio.). Was Europa betrifft, so exportiert Deutschland den Löwenanteil der Fahrzeuge über den Großen Teich. Deutsche Autobauer liefern zwar nur 657.000 Stück (nach Angaben des VDA), halten damit aber 90 % am Premiummarkt in den USA. Dagegen hat Deutschland 166.000 Fahrzeuge aus den Staaten importiert.

Rechnen Sie selbst nach: Ein Exportvolumen von 57 Mrd. steht einem Importvolumen von 192 Mrd. gegenüber, was für die USA ein Handelsdefizit von rund 135 Mrd. Dollar bei „Autos und leichten Nutzfahrzeugen“ bedeutet. 2012 betrug das Defizit 105 Mrd. Wenn man noch das Defizit bei Komponenten (das in fünf Jahren von 40 auf 60 Mrd. angestiegen ist) und das bei Lkw (im Zeitraum 2012 bis 2017 von 2,7 auf 8 Mrd. angestiegen) hinzurechnet, versteht man leicht das Ausmaß des Wettbewerbsfähigkeitsproblems, mit dem die US-amerikanische Automobilindustrie (im weitesten Sinne) kämpft.


Eine Frage von Standards?

Der US-Präsident provozierte schon vor einer Weile mit den Worten: „Warum kaufen die Deutschen nicht so viele amerikanische Autos wie die Amerikaner deutsche Autos?“ Die Antwort des damaligen deutschen Außenministers Sigmar Gabriel ließ nicht lange auf sich warten: „Dann müssen die Amerikaner eben bessere Autos bauen.“

Was wie ein Schlagabtausch zwischen Politikern anmutet, lässt tiefer liegende Gründe außer Acht. Der US-amerikanische Automarkt hat „Qualitätsstandards“ eingeführt, die nur von den Amerikanern mitgetragen werden.

Und nicht einmal von allen! Seit rund dreißig Jahren entscheiden sich immer mehr Amerikaner für Fahrzeuge, die mehr den Kaufgewohnheiten im Rest der Welt entsprechen, was auf dem lokalen Markt zu ernsten Problemen bei der Wettbewerbsfähigkeit führte.

Was läge da näher, als Teile der Fertigung und Komponentenherstellung zu verlagern, um diese Probleme (zumindest teilweise) zu kompensieren. Vor allem nach Mexiko.

Ebenso naheliegend ist es für Donald Trump, dessen Mantra „America First“ lautet, diesen Trend umzukehren.

Dabei könnten es gerade die amerikanischen Hersteller sein, die von Trumps Maßnahme am stärksten betroffen sind. Beispielsweise fertigt Ford in Mexiko für den US-Markt.


Droht Ungemach?

Während Trump immer wieder die Importe ins Visier nimmt, übersieht er möglicherweise ein Detail: Die ausländischen Autohersteller haben in Fertigungsbetriebe in den USA investiert. Das größte BMW-Werk der Welt steht in Spartanburg, North Carolina. Mercedes-Benz besitzt ein Werk in Tuscaloosa, Alabama und Volkswagen eines in Chattanooga, Tennessee.

Während die deutschen Hersteller also 657.000 Fahrzeuge in die Neue Welt exportierten, bauten sie dort auch rund 804.000 Einheiten (ebenfalls laut VDA). Außerdem exportieren diese Hersteller nach Angaben von Bloomberg Intelligence fast 490.000 in den USA gebaute Fahrzeuge in andere Länder (unter anderem in Europa).

Diese Autobauer laufen Gefahr, von den Zöllen der beiden Kontinente doppelt bestraft zu werden. Die Mehrkosten durch Zölle, die sicher (zumindest teilweise) an die Verbraucher weitergegeben werden, könnten bei bestimmten Modellen steigen. Es sei denn, die Hersteller passen ihre Produktionsmodelle an, indem sie näher an den Märkten produzieren, um Exporte zu umgehen. Und das hätte Folgen: Die Änderung von Fertigungsstraßen in einer Autofabrik – oder in diesem Fall mehreren Fabriken – kostet Geld, und zwar nicht zu knapp!

Es sei denn, die Hersteller rüsten auf Fertigungsstraßen in den USA um, die importierte Fahrzeugbausätze zusammenbauen. Das würde aber im Vergleich zu einem ortsansässigen Werk mit einem engen Zulieferernetz den Mehrwert herabsetzen. Mit dieser Praxis könnten Zölle umgangen werden.

Und sollte der amerikanische Präsident auch Fahrzeugteile angreifen, wird sich seine Administration die Haar raufen. Wie amerikanisch werden diese Teile sein? Zuliefererketten sind häufig sehr lang. Teile könnten in Europa (oder anderswo) hergestellt, in den USA bearbeitet und dann in ein anderes Land geschickt werden, um dort zu Bausätzen zusammengebaut zu werden, bevor diese in die USA zurückkehren, wo sie an einen Lieferanten eines mexikanischen Herstellers gehen. Es bleibt spannend!

Zum Glück sind Importe/Exporte von Gebrauchtwagen aus den/in die USA die Ausnahme.